News 26. März 2019Wie oft hat man selbst schon „Schmetterlinge im Bauch“ gehabt oder etwas „aus dem Bauch heraus“ entschieden? Das „Bauchhirn“, das damit assoziiert wird, ist der Darm, der bei uns Menschen über rund 200 Millionen Nervenzellen verfügt. Nur ein lebensnotwendiges Organ kann sich so viele Nervenzellen leisten, schließlich benötigen sie fast zehnmal mehr Energie als alle anderen Körperzellen! Im Laufe eines 75-jährigen Lebens wandern mehr als 30 Tonnen feste Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit durch dieses sensible System. Der Darm muss dabei Millionen von chemischen Substanzen analysieren und ebenso viele Gifte neutralisieren und unzählige Gefahren meistern – der Darm ist unser größtes Immunorgan. Üblicherweise werden Organfunktionen über ihnen zugehörige Hirnregionen gesteuert. So gibt es zum Beispiel ein Herz-Kreislauf-Zentrum oder ein Atemzentrum. Ein vergleichbar spezialisiertes Hirnareal existiert für den Darm aber nicht. Das „Bauchhirn“ selbst, also das Nervensystem des Darms, kann – anders als sein Name vielleicht vermuten lässt – weder denken noch bewusst entscheiden, hat aber trotzdem großen Einfluss auf unsere Emotionen und Entscheidungen. Dies verdanken wir einerseits den Nervensträngen, die Darm und Gehirn direkt miteinander verbinden. Entlang dieser sogenannten „Darm-Hirn-Achse“ werden ständig Informationen zum Gehirn geschickt – allerdings nur sehr wenige vom Gehirn zum Darm. Erst vor kurzem stellten Forscher fest, dass weitaus mehr Nervenstränge vom Bauch ins Gehirn führen als umgekehrt: 90 Prozent der Verbindungen verlaufen von unten nach oben. Auf der anderen Seite spielen auch die sich im Darm befindlichen Bakterien eine sehr wichtige Rolle. Diese, so meinen Forscher, ist allerdings bisher vielleicht zu zehn Prozent wirklich erforscht. „Alarmsignale“ wie Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen Wir nehmen Botschaften, die unser Darm „nach oben“ schickt nur bedingt wahr, meist erst dann, wenn der Bauch sich mit „Alarmsignalen“ wie Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen meldet. Diese können durch infektiöse oder emotionale Stresssituationen hervorgerufen werden. Wenn die Zentrale im Kopf also bewusst oder unbewusst Anspannung und Furcht wahrnimmt, dann ruft sie den Satelliten im Bauch zu hilfe. Über spezialisierte Immunzellen im Darm werden Entzündungsstoffe wie beispielsweise Histamin ausgeschüttet, die Nervenzellen im Verdauungskanal werden sensibilisiert und aktiviert und veranlassen Muskelzellen, sich zusammenzuziehen. Krämpfe oder Durchfall sind die Folge. Die allgemeine Alarmstimmung im „Darmhirn“ wird dem „Kopfhirn“ mitgeteilt und das funkt zurück nach unten…und so weiter. Einer von tausenden von Kreisläufen, die vor allem bei Dauerangst und „high level stress“ chronisch werden können. Spannend ist dabei auch, dass je tiefer die Bereiche im Verdauungstrakt liegen, die Herrschaft des „Kopfhirns“ umso schwächer wird. Mund, Teile der Speiseröhre und Magen lassen sich teilweise noch etwas von oben „sagen“. Doch hinter dem Magenausgang übernimmt ein anderes Organ die Regie: Was, wo und wann dort passiert, entscheidet das „Bauchhirn“. Erst am allerletzten Ende, am Rektum und Anus, regiert das menschliche Gehirn mit bewusster Steuerung wieder mit. Darm und Psyche Hinzu kommt, dass die im Darm lebenden Bakterien mit aller Wahrscheinlichkeit auch auf unsere Psyche wirken. Hirnforscher glauben, dass es keine Hirnfunktion geben dürfte, die nicht von den Bakterien der Darms beeinflusst wird. So könnte die unterschiedliche Zusammensetzung der Darmflora der Grund dafür sein, dass mancher Mensch melancholisch und ein