Herz und Psyche
Das Herz als das wichtigste Organ unseres Körpers ist bekanntlich ein Muskel. Er befindet sich leicht links hinter dem Brustbein und pumpt von dort pro Minute fünf bis sechs Liter Blut durch den gesamten Körper und versorgt ihn so mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dazu schlägt das Herz rund drei Milliarden Mal im Leben und ist dabei nur so groß wie eine Faust. Die Information zu schlagen bekommt es vom Sinusknoten. Diese Erregung wird über spezielle Muskelfasern weiterleitet und führt so zum ‚Herzschlag‘. Was aber hat das mit der Psyche zu tun?
Das Herz hat in allen Kulturen eine zentrale Rolle als ‚Zentrum des Lebens‘ oder als ‚Sitz der Seele‘. Nicht umsonst sprechen wir davon ‚unser Herz auszuschütten‘ oder lassen einen ‚Stein vom Herzen fallen‘. Diese Redewendungen sind Ausdruck der engen Verbundenheit dieses Organs mit unserer Gefühlswelt. Daher ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass in einer Vielzahl von Studien gezeigt werden konnte, dass sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Symptome gegenseitig beeinflussen. So sind psychische Symptome, wie zum Beispiel Ängste oder Dauerstress nicht nur ein Risikofaktor bei der Entstehung und dem Verlauf von Herzerkrankungen, sondern können durch diese auch verursacht oder verstärkt werden. Klassische Herzerkrankungen sind dabei vor allem die koronare Herzerkrankung (eine Verengung der Herzkranzgefäße), die Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Herzrhythmusstörungen oder auch die Herzinsuffizienz. Am Beispiel von Herzrhythmusstörungen wird der beiderseitige Zusammenhang zwischen körperlichen und psychischen Symptomen deutlich: denn Angst- und Panikstörung können Herzrhythmusstörungen auslösen und gleichermaßen kann Angst auch durch Herzrhythmusstörungen verursacht werden. Dabei können chronischer Ärger und eine pessimistische Grundstimmung die gleichen Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben wie Depressionen. Studien der Universität von Pittsburgh in Amerika haben gezeigt, dass Menschen, die mit einer negativen Grundhaltung durchs Leben gehen und sich oft ärgern, ein um neun Prozent höheres Risiko für eine Herzerkrankung haben und mit einem um 14 Prozent höheren Risiko leben, an einer Herzerkrankung zu sterben. Auch dafür gibt es physische Gründe, denn Ärger treibt den Blutdruck in die Höhe und verschlechtert die Herzfrequenzvariabilität. Das bedeutet, dass der Abstand zwischen zwei Herzschlägen nicht wie bei einem gesunden Menschen variiert, sondern weitestgehend gleich bleibt, was für die Herzgesundheit nachteilig ist. Chronische Erschöpfungszustände, häufig auftretende Angstgefühle, Nervosität, soziale Phobien und die Unwilligkeit, Gefühle auszudrücken, können das Herz in vergleichbarer Weise beeinträchtigen. Die Herzratenvariabilität ist dabei im EKG deutlich zu sehen: Die großen Zacken sind nie exakt gleich weit voneinander entfernt. Je stärker diese Abstände um einen individuellen Grundwert schwanken, desto besser kann sich das Herz des Betroffenen an körperliche (etwa durch Training hervorgerufene) und seelische (zum Beispiel durch Stress verursachte) Belastungen anpassen. Man kann also nicht nur feststellen, wie es um die allgemeine Leistungsfähigkeit des Körpers bestellt ist, sondern auch wie groß seine Fähigkeit zur Erholung ist, ob Sie trainieren oder sich ausruhen sollten.
Dauerstress kann das Herz ebenfalls negativ beeinflussen. So hemmt dieser etwa das Immunsystem und begünstigt Entzündungsprozesse, während Wohlbefinden hingegen die negativen Auswirkungen dämpft. Das liegt daran, dass das neuroendokrine System (die Sekretion von Hormonen aus dem Nervengewebe betreffend) als auch das Immunsystem dieselbe „Sprache“ sprechen – indem sie biochemischen Marker wie Neurotransmitter, Hormone und Entzündungsmarker nutzen. Gerade die Entzündungsmarker sind in akuten Stresssituationen eigentlich hilfreich, da sie Fieber auslösen, Immunzellen in Wunden locken und so beim Abtöten von Krankheitserregern helfen. Bei chronischem Stress jedoch, schlägt der positive Effekt ins Gegenteil um: die Immunfunktionen werden gehemmt. Erhöhte Spiegel von Entzündungsmarkern werden dabei mit vielen Erkrankungen des Alters assoziiert, nicht nur mit Herzproblemen. Auch Osteoporose, Arthritis, Demenz und Typ-2-Diabetes gehören unter anderem dazu.
Es wäre falsch an dieser Stelle zu behaupten, dass nur lang dauernder Stress und negative Emotionen ungünstig für die Herzgesundheit sind. Auch einseitige, Mineralstoffarme Ernährung kann sich negativ auswirken, da sie zu einem Mangel von Kalium, Magnesium und B-Vitaminen führen kann.
Was können Sie also Ihrem Herzen Gutes tun?
Selbst in unserer schnelllebigen und modernen Zeit hat die Lehre Kneipps noch Bedeutung: Im Sinne der „Ordnung“ ist ein geregelter Tagesablauf mit positiven Gedanken und Erholungspausen von der Hektik schon einmal ein guter Anfang. Auch die „Bewegung“ – in etwa 20 Minuten am Tag – werden nicht nur von Kneipp empfohlen, sondern auch von der deutschen Herzstiftung. Ähnlich ist es mit einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung und, um auch die Herzratenvariabilität und die Durchblutung zu trainieren, mit – in Kneipps Fall – Wasseranwendungen. Probieren Sie es ruhig selbst aus: ein Wechselarm Guss wirkt durchaus belebend! Aber auch die Natur kann dem Herzen auf die Sprünge helfen. So arbeiten wir in unserer Praxis zum Beispiel mit Phytotherapeutika wie Convallaria (Maiglöckchen) bei leichter Herzmuskelschwäche oder auch Rauwolfia (indische Schlangenwurzel) bei Bluthochdruck.
Wir nehmen uns Zeit Sie und Ihre individuellen Bedürfnisse über ein einfaches Blutlaborergebnis hinaus kennenzulernen. Rufen Sie uns an.
Fun Fact:
Auch das soziale Leben sollte nicht zu kurz kommen. In Studien konnte nämlich gezeigt werden, dass Menschen, die sich wohlfühlten, in guten Beziehungen lebten und ausgeprägte Lebensziele hatten auch geringere Mengen an Entzündungsmarkern im Blut hatten (interessanterweise galt dasselbe für Personen die regelmäßig in die Kirche gehen).